Grundlagen Dynamische Psychiatrie: 3. Humanstrukturelle Narzissmus-Konzeption

In Sigmund Freuds Narzissmus-Konzeption wird zwischen Übertragungsneurosen und “narzisstischen Neurosen” unterschieden. Letztere galten als nicht behandelbar, da diese Patient:innen mit einer typischerweise psychosenahen Symptomatik eben nicht in der Lage seien eine Übertragungsneurose aufzubauen – da sie, verkürzt gesagt, nur mit sich selbst beschäftigt seien. So hat Freud von vornherein die Möglichkeit eines Verstehens und der Behandelbarkeit psychosenaher Störungen ausgeschlossen.

Anders in der Dynamischen Psychiatrie, die auf dem humanstrukturellen Modell aufbauend den Narzissmus als zentrale Funktion der Ich-Struktur begreift und in den Gruppenaspekt menschlicher Existenz integriert. Anstelle des Freudschen Instanzenmodells rückt ein gruppenabhängiges und gruppenbezogenes Ich-Struktur-Modell. Die humanstrukturelle Narzissmus-Konzeption argumentiert nicht mehr libidinös / biologisch, sondern gruppendynamisch und psychodynamisch.

In dieser Veranstaltung der Seminarreihe “Grundlagen der Dynamischen Psychiatrie” werfen wir einen auffrischenden Blick in Freuds 1914 publizierte Arbeit “Zur Einführung des Narzissmus”, um ein besseres Verständnis der Unterschiede und Weiterentwicklungen des Narzissmus-Begriffs als zentrale Ich-Funktion und energetisches Prinzip zu erlangen.

Dipl.-Psych. Michael Flor
Seminar: 2 UE, Präsenzveranstaltung, TP/AP, 1.+ 2. Sem./für alle