
Abwehr und Widerstand
26. Mai 2023 | 20:00 - 21:30
KostenlosDie entwicklungspsychologische Entstehung des Ichs (mit Ich-Funktionen des Bewusstseins, Wahrnehmung, Ausformung des Angstsystems, Körperrepräsentanzen u.a.) und die Entstehung der unbewussten Abwehrmechanismen wird dargestellt. Basics der Ich-Psychologie, Aspekte der Objekt-Psychologie und der Bindungstheorien mit der prägenden Internalisierung guter und böser Objekte werden als intrapsychisch wirkende Introjekte aufgezeigt. Das sich entwickelnde Bewusstsein (erst als primitives Ich und die beginnende Wahrnehmung der eigenen Identität) entsteht so komplex und heftig, dass zur Entstehung und Schutz der entstehenden Psyche die Entwicklung von Schutzmechanismen in Form der Abwehr (mit primitiven und reiferen Abwehrmechanismen) und die frühkindliche Amnesie später zur psychischen Entlastung erfolgt.
Im Sinne der Bindungstheorien werden libidinös-aggressive frühkindliche Erfahrungen (wie liebevolle Zuwendung oder emotionale Vernachlässigung) introjiziert. Durch (maximale) Reize wie Hunger oder Schmerzen sowie die neurobiologische Reifung des Gehirns entsteht die individuelle psychische Prägung und dauerhaft die Neuroplastizität des Menschen. Die triebpsychologische erfolgte Besetzung der Affekte (mit Triebtheorie von S. Freud) erklärt sich unser Verhalten mit der Lust-Unlustregulation sowie die libidinös-aggressive Balance (Homöostase) sowie die Wirkung auf das Selbst.
S. Freud beschrieb den Begriff des Widerstandes, der als psychische Kraft der Patienten gegen die Behandlung und Veränderung (Ich-psychologisch zur Unlustvermeidung) wirkt. Die Bewältigung solcher Widerstände (Widerstandsanalyse) ist zentrales Anliegen der Psychoanalyse. Gegenüber den subjektiven Abwehrmechanismen hat der Widerstand objektivierbarere Formen wie Widerstand gegen die Grundregeln (z.B. Assoziations-widerstand), gegen emotionales Erleben (rationaler W.), gegenüber dem Analytiker und bei Deutungen einen Übertragungswiderstand oder durch Gewissensrigidität und -überzeugungen (als Über-Ich-Widerstand). Wird widerständiges Verhalten zum Teil der Persönlichkeit, „gerinnt“ der intrapsychische Konflikt zum Charakterwiderstand.
Literatur:
Freud, Anna: Das Ich und die Abwehrmechanismen. (1936). Fischer Taschenbuch, 17. Aufl., 1984
Freud, Sigmund: Zur Psychotherapie der Hysterie. GW I (1895), Imago, London 1952
Gill, Merton M.: Die Übertragungsanalyse. Theorie und Technik (1982). Fischer Taschenbuch 1992
König, Karl: Abwehrmechanismen. Vandenhoeck&Ruprecht 1995
König, Karl: Übertragungsanalyse. Vandenhoeck&Ruprecht 1998
Leitung: Dr. med. Lothar Schlüter-Dupont
Vorlesung: 2 UE, Präsenzveranstaltung/Zoomübertragung für LFI München möglich, TP/AP, T